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Hintere Kreuzbandruptur

Unser Case of the Week handelt von einem Patienten, der 1995 einen Verkehrsunfall erlitt, sich dabei eine hintere Kreuzbandruptur zu zog und über seither bestehende Probleme im rechten Kniegelenk bei der Sportausübung berichtete. Im Vergleich zum vorderen Kreuzband ist das hintere Kreuzband deutlich stärker ausgebildet und deshalb auch wesentlich seltener bei Verletzungen betroffen (Verhältnis 1:10). Interessant ist auch, dass das Geschlechterverhältnis von VKB-Verletzungen 1:4 Frauen vs. Männer beträgt.

Als Verletzungsmechanismus kommt häufig eine sogenannte Dash-Board-Injury vor. Dies bedeutet, dass im Zuge eines Hochrasanztraumas der Unterschenkel gegenüber dem Oberschenkel nach hinten verschoben wird. Wie auch bei unserem Patienten passiert dies oft bei Verkehrsunfällen.

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt durch eine genau klinische Untersuchung bei der die hintere Schublade im Seitenvergleich und in unterschiedlichen Rotationsstellungen des Unterschenkels beurteilt wird, MR-tomografisch, sowie durch gehaltene Röntgenaufnahmen in denen der Verschub des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel (welcher durch ein intaktes HKB begrenzt wird) vermessen wird. Physiologisch beträgt die Verschubstrecke maximal 3mm. Bei unserem Patienten beträgt die hintere Schublade 22mm. Bei einer hinteren Schublade von mehr als 15mm ist eine operative Sanierung zwingend erforderlich, um eine Verbesserung der Funktion und Sporttauglichkeit zu erreichen.

Behandlungsansatz

Häufig lässt sich eine hintere Kreuzbandruptur konservativ mittels Orthesenversorgung für 3 Monate therapieren. Bleibt eine chronische Instabilität zurück, ist eine operative Rekonstruktion notwendig. Da unser Patient bestehende Beschwerden bei sportlicher Betätigung aufgrund der Instabilität im linken Kniegelenk vorweist, wurde eine hintere Kreuzbandrekonstruktion empfohlen.

Bei der operativen Rekonstruktion wird das hintere Kreuzband ähnlich wie bei der Versorgung einer vorderen Kreuzbandruptur durch eine körpereigene Sehne ersetzt. Im Unterschied zum vorderen Kreuzband muss aber das verwendete Transplantat länger sein, somit eignet sich die Kombination aus Semitendinosus- und Gracilissehne.

Postoperativ folgt eine intensive Physiotherapie, um möglichst bald eine schrittweise Rückkehr in die sportliche Belastung zu ermöglichen. Die Dauer bis zur kompletten Einheilung und Wiedererlangung der vollen Sportfähigkeit beträgt in der Regel 9 bis 12 Monate.

Case of the Week: Hintere Kreuzbandruptur
Case of the Week: Hintere Kreuzbandruptur